Künstlerkreis Kreuzberger Boheme
Mit „Kreuzberger Boheme“, bisweilen auch „Kreuzberger Montmartre“, wird die besondere Kunst- und Kulturszene bezeichnet, die sich in Berlin-Kreuzberg Ende der 1950er Jahre herausbildete und ihre Hochzeit in den 1960er und frühen 1970er Jahren hatte. Den Anfang machten die Künstler Günter Bruno Fuchs und Robert Wolfgang Schnell, als sie 1959 die Galerie „Zinke“ in Kreuzberg gründeten, damals ein Arbeiterbezirk, der noch dazu ganz am Rand der „Insel Westberlin“ lag. Die Standortwahl war indes Programm: Man stellte sich der etablierten westdeutschen Nachkriegskultur entgegen, indem man zum einen die Nähe zu den einfachen Leuten suchte und zum anderen das damals herrschende Dogma von der abstrakten Kunst verneinte und bewusst figurativ-gegenständlich malte. Die In der Galerie „Zinke“ veranstaltete man nicht nur Ausstellungen und Lesungen, hier traf man sich, debattierte und feierte rauschende Feste. Die Galerie „Zinke“ war schon bald nicht mehr der einzige Treff- und Kristallisationspunkt der „Kreuzberger Boheme“; ihr folgten die Trödelhandlung des Malers Kurt Mühlenhaupt, die Künstlerkneipen „Leierkasten“ und „Kleine Weltlaterne“, das bildende Kunst und Theater verbindende „Kreuzberger Forum“ des Malers Traudbert Erbe, der Kreuzberger Bildermarkt und viele andere. Neben Fuchs, Schnell, Erbe und Kurt Mühlenhaupt gehören zu den bekanntesten Künstlern der „Kreuzberger Boheme“ Günter Anlauf, Artur Märchen, Sigurd Kuschnerus, Johannes Vennekamp, Arno Waldschmidt, Manfred Beelke, Peter Sauernheimer, Herbert Weitemeier, Willi Mühlenhaupt, Aldona Gustas, Uwe Bremer, Helmut Diekmann, Arwed D. Gorella, Karl-Heinz Grage, Ali Schindehütte, Rudi Lesser, Friedrich Schröder-Sonnenstern, Hans Sünderhauf und Roland Neumann. Werke einiger dieser Künstler hat das Kunstamt Kreuzberg zwischen den 1950er und 1980er Jahren erworben. Dabei ging es auch darum, den Künstler*innen einen Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt zukommen zu lassen. Werke Kreuzberger Künstler, darunter auch der Kreuzberger Boheme, befinden sich (dank einiger Schenkungen und Leihgaben vor allem der letzten Jahre) auch im Bestand des Friedrichshain-Kreuzberg Museums. Aus beiden Sammlungen – der des ehemaligen Kunstamts Kreuzberg und der des Friedrichshain-Kreuzberg Museums – zeigen wir hier digitalisierte Arbeiten Kreuzberger Künstler.