Stadtteilzeitung
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre entstand in Berlin-Kreuzberg, vor allem in dem nach dem alten Berliner Postbezirk SO 36 benannten östlichen Teil des Bezirks, eine breite Bürgerbewegung von Sanierungsbetroffenen, die die Maßnahmen zur Stadterneuerung kritisierte. Die Kritik richtete sich vorwiegend gegen die „Kahlschlagsanierung“, d.h. den Abriss des äußerlich intakten Altbaubestandes und den Neubau von Großsiedlungen, gegen den Leerstand von Wohnraum sowie gegen die Zerstörung der gewachsenen Sozialstruktur durch Verdrängung alt eingesessener Gewerbetreibender und Bewohner*innen. In diesem Kreis entstand der Wunsch, ein Medium einzurichten, in dem sich politisch aktive Gruppen, aber auch Anwohner*innen – Mieter*innen und Gewerbetreibende – zu aktuellen Fragen äußern und austauschen können. Als erstes solches Publikationsmedium entstand 1979 die Stadtteilzeitschrift „Südost Express“, herausgegeben von der Bürgerinitiative SO 36. Es folgte 1981 der „SüdWest-Express“ für den ehemaligen Kreuzberger Postbezirk SW 61. In den 1980er Jahren wurden diese Zeitschriften auch ein Forum für die Instandbesetzer-Bewegung in Kreuzberg. Mit Ausnahme der „Instand-Besetzer-Post“ blieben sie aber Sprachrohr der Mieter*innen und Gewerbetreibenden und Diskussionsforen für Fragen der Stadtsanierung in Kreuzberg und ihre Folgen. Das Archiv des Friedrichshain-Kreuzberg Museums verfügt über einen nahezu kompletten Satz der Zeitschriften „SüdWest-Express“, „Instand-Besetzer-Post“, „Kiez-Depesche“, „Drucksache“, „Verein SO36 informiert“ sowie „Südost Express“.