Ausstellung Juden in Kreuzberg
Die Ausstellung „Juden in Kreuzberg. Fundstücke, Fragmente, Erinnerungen“ wurde vom 18. Oktober bis zum 29. Dezember 1991 von der Berliner Geschichtswerkstatt mit Unterstützung des Bezirksamts Kreuzberg im Kreuzberg Museum gezeigt. Sie ging per Schenkungsvertrag in den Besitz des Museums über. Der Bau des Jüdischen Museums in demselben Stadtbezirk war damals noch unsicher, es wurde 10 Jahre später, 2001, eröffnet. Der erste der vielen Stolpersteine in den Straßen des Bezirks wurde 1996 verlegt. 1991, zum Zeitpunkt der Ausstellung, war die Geschichte der Juden in Kreuzberg noch weitgehend unbekannt. (Der Bezirk hatte 1933 6000 Bewohnerinnen und Bewohner jüdischen Glaubens, darunter assimilierte und wohlhabende Bürger und arme orthodoxe Einwanderer aus Osteuropa. Es gab zwei große Synagogen und kleinere Betstuben, es gab Verlage und Vereine. Und als diese Vielfalt des jüdischen Lebens bereits zerstört war, befanden sich schließlich auch die organisatorischen Zentren des Holocaust in Berlin-Kreuzberg.)
Die Arbeitsgruppe der „Ausstellungsmacher“ existierte nur für die Dauer dieses besonderen Projekts. Zu ihr gehörten Historiker*innen, Politik- und Sozialwissenschaftler*innen, Jurist*innen, Theologen und Schriftsteller. Sie hatten fast alle bereits zur deutsch-jüdischen Geschichte und/oder Berliner Lokalgeschichte gearbeitet.
Die historischen Recherchen fanden 1990/1991 noch ohne das Internet statt. Es war die traditionelle Arbeit der Historiker*innen: Literatur- und Aktenstudien, Foto- und Objektrecherchen in „Ämtern“ und Archiven in Berlin und auch im Ausland.
Zu dieser Zeit konnten noch viele persönliche Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt werden. Diese Gespräche ergaben mehr und anderes als die pure Anhäufung von Daten und Fakten: Die Zeitzeugen, ihre Erinnerungen und ihre privaten Bilder spielten eine zentrale Rolle in dieser Ausstellung. Ohne sie wäre die Ausstellung nicht entstanden oder aber eine ganz andere geworden.
Über die „Juden in Kreuzberg“ und damit über die Ausstellung berichtet ein Katalog, der eigentlich ein Begleitbuch ist. Außerdem wird im Archiv des Friedrichshain-Kreuzberg Museums eine Fotodokumentation der Ausstellung aufbewahrt. Die Fotos entsprechen zwar kaum den heutigen technischen Möglichkeiten und Ansprüchen, aber sie erlauben einen Blick auf die damalige Ausstellungsgestaltung. Die topografische Ordnung der Themen bestimmte die Raumarchitektur. Besonders detailliert wurde das jüdische Leben in den drei großen Straßen: Oranienstraße, Lindenstraße und Skalitzer Straße dargestellt.
Visuelle Ausstellungsmedien bestimmten das Bild: Die Exponate (Originale als Leihgaben und Reproduktionen von Dokumenten und Fotografien) wurden auf Tafeln und Pulten und in Vitrinen präsentiert. Man musste schauen und lesen. Ein einziges Hörpult war die Ausnahme.
Zum Stand und den Möglichkeiten der Forschung: Heute wissen wir mehr. Viele der Autor*innen und Mitarbeiter*innen der Ausstellung haben weiter zur Geschichte der jüdischen Berliner*innen gearbeitet und würden heute vielleicht einiges anders schreiben oder ergänzen wollen. Und auch die Gestaltung von Ausstellungen hat sich verändert. Hier ist mit Absicht der Stand der Arbeit und des Wissens von 1991 zu sehen: ein „Bild des jüdischen Kreuzberg“.
Um die Verletzung von Urheber-, Nutzungs-, oder Persönlichkeitsrechten zu vermeiden mussten einige Abbildungen unkenntlich gemacht werden.